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Die i-Phone Schande

Ich wurde an einem entfernten Bahnhof erwartet. Aber wie verhext: Ausgerechnet an diesem Tag hatte der Zug eine Störung, und ich verpasste den Anschluss. Für solche Fälle habe ich mein mobiles Telefon dabei, genauso wie man es heute macht. Das Heraussuchen der Telefonnummer war schwierig, und so kam es, dass ich erst unten im HB zum Anrufen kam. Aber dann fuhr gerade ein Zug ein, der Lautsprecher schepperte – und dann fuhr der zweite Zug ein. Die Person, die ich hatte anrufen wollen und die ich echt dringend erreichen musste, legte in diesem Lärm auf. Sie probierte darauf ihrerseits, MICH zu erreichen. Das Phone läutete und der grüne Balken forderte mich auf, den Anruf anzunehmen. Das wollte ich auch. Ich sollte es sogar dringend. Ich drückte wie wild auf den grünen Knopf, aber ich wurde einfach nicht mit dem Sender verbunden.

Zwei Mal versuchte der Anrufer mich zu erreichen, ohne dass ich imstande war, das Telefonat anzunehmen. Beim dritten Mal sah ich mich gezwungen, es einem wildfremden Mann in die Hand zu drücken und ihn zu bitten, den Anruf für mich entgegenzunehmen. Er lachte, denn er wusste natürlich wie. Er drückte nicht, sondern wischte über den grünen Balken. Sie werden wissen, was ich damit meine.

So etwas! So eine Schmach inmitten der dicht gedrängten Menge Leute im HB!

Ich bin sicher, der Tag hatte dafür für den Mann und alle Umstehenden eine Farbe mehr.

 

Marianne Kunz